Technische Überwachung
Liebe Leserinnen und Leser,
es ist Zeitenwende. So könnte man lakonisch die laufende Dekade beschreiben. Die Klimakrise, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sowie zahlreiche politische Krisen in Deutschland, Europa und der Welt bestimmen unsere Zeit. Die Wirtschaft steht unter Anpassungsdruck, Unternehmen finden immer schwerer geeignete Fachkräfte und klagen über zu viel Bürokratie. In diesem Zusammenhang werden immer wieder lang etablierte Sicherheitsprüfungen hinterfragt, die aus Sicht der Betreiber viel Zeit und Geld kosten. Die Zugelassenen Überwachungsstellen (ZÜS) begleiten diese Diskussionen konstruktiv und unterstützen alles, was Prüfungen vereinfacht. Wir weisen aber auch auf Probleme hin. Die geplante Abschaffung der Erlaubnispflicht für die Errichtung überwachungsbedürftiger Anlagen würde beispielsweise bedeuten, dass die bisher obligatorische Vorprüfung durch eine ZÜS wegfällt. Im Extremfall kann das dazu führen, dass eine bereits errichtete Anlage wieder zurückgebaut werden muss. Solche Konstellationen sollten vom Gesetzgeber berücksichtigt werden.
Im Bereich der digitalen Sicherheit haben wir es mit einer Reihe zusätzlicher Anforderungen wie der NIS2-Richtlinie zu tun, um ein angemessenes IT-Sicherheitsniveau zu erreichen. Für die Betreiber der Anlagen steigen die zu prüfenden Anforderungen an die Cybersicherheit schrittweise an. Wurden alle sicherheitskritischen Systeme identifiziert? Wurden die richtigen Schutzmaßnahmen gewählt? Gibt es ein Notfallmanagement? Diese und weitere Fragen stellen die Sachverständigen in Zukunft. Das ist notwendig, denn Cyberangriffe auf Unternehmen und kritische Infrastrukturen haben im Zuge der rasanten Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und zunehmender internationaler Spannungen noch einmal stark zugenommen. Die Sicherheit digitaler Systeme und KI-Anwendungen muss daher immer Bestandteil technischer Prüfungen sein: egal ob es sich um vernetzte Anlagen für die Energieerzeugung, die industrielle Produktion oder um digital gesteuerte Aufzüge handelt.
Trotz der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage dürfen wir die Dekarbonisierung des Energiesektors nicht aus den Augen verlieren. Der Ausbau erneuerbarer Energien und der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur macht unser Land unabhängiger und wettbewerbsfähiger. Ob Solarfelder, Windparks oder Wasserstoffnetze – die Akzeptanz neuer Energieträger steht und fällt mit ihrer Sicherheit. Die Sachverständigen der ZÜS begleiten mit ihren unabhängigen Prüfungen den Umbau zu einer klimafreundlichen und sicheren Energiewirtschaft. Unser Ziel ist es, den industriellen Kern unseres Landes und die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu erhalten.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!
Ihr
Dr. Joachim Bühler
Geschäftsführer TÜV-Verband e. V.
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Claudia Tautorus
TÜV-Verband e. V.
Leiterin Industrie und Anlagentechnik
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